Das Beinahe-Wunder vom Leerbach
Viel fehlte nicht, und im Kreispokalfinale der Frauen hätte es eine Sensation gegeben. 2:2 stand es nach 90 Minuten zwischen dem krassen Außenseiter, der SG Horstmar/Leer aus der Bezirksliga, und dem klar favorisierten Westfalenligisten Germania Hauenhorst. Im notwendig gewordenen Elfmeterschießen hatten die Gäste mit 5:4 das bessere Ende auf ihrer Seite – und so gab es eben nur das Beinahe-Wunder von Leer.
SG-Trainer Stefan Schulze Schwarthoff hatte sich Hexenkessel-Atmosphäre erhofft, und die entwickelte sich auch. Dafür sorgten die zahlreichen Fans aus Horstmar und Leer mit so viel Enthusiasmus, dass der Leerbach fast überbrodelte. Das stachelte den Bezirksligisten richtig an. Die SG-Fußballerinnen ließen keinen Zweikampf aus und gingen weite Wege, womit sie die Germania auf die Probe stellten.
Die Hauenhorsterinnen hätten einen stressfreieren Abend haben können, hätten sie – allen voran Mittelstürmerin Nicole Schampera – in der ersten halben Stunde zumindest eine oder zwei ihre hochkarätigen Möglichkeiten genutzt. In der 35. Minute ging die Elf aus dem südlichen Rheiner Stadtteil verdient in Führung, als Isabell Scheinig mit einem Flachschuss erfolgreich war. Dem Treffer ging ein Steilpass von Sinah Lütke-Harmölle aus dem Mittelfeld voraus, den die Hintermannschaft der SG mal nicht gut verteidigte.
Doch der Westfalenligist wähnte sich irrtümlich auf der Siegerstraße: Johanna Terkuhlen kratzte einen Ball von der Seitenauslinie, ging ins Laufduell mit Denise Wacker, die wiederum auf ihre herauseilende Torhüterin wartete. Der Fauxpas bahnte sich an: Gehring und Wacker prallten zusammen, der Ball rutschte durch – Terkuhlen bedankte sich mit dem 1:1 ins verwaiste Tor (41.). Es kam noch besser für die SG Horstmar/Leer: Spielführerin Anke Markmann sah aus zentraler Position, dass Gehring zu weit vor dem Kasten stand und lupfte über Germanias Schlussfrau zur 2:1-Führung ins Netz (44.).
Direkt nach der Pause glich der Favorit aus: Die scharfe Hereingabe von Carolin Burkert verlängerte Filipa Barbosa Sampaio sehenswert mit dem Außenrist zum 2:2 (47.). Es folgte eine von Hauenhorst überlegen geführte zweite Halbzeit, in der ein Abseitstor von der glücklosen Schampera nicht zählte (81.). Die SG trumpfte vor den rund 400 Zuschauenden mit enormen Einsatz auf und durfte daher das 2:2 beim Abpfiff als großen Teilerfolg bewerten.
Dann kam das Elfmetermeterschießen, in dem auf beiden Seiten die ersten vier Schützinnen verwandelten. SG-Linksverteidigerin Hannah Herdt zog im Duell mit Anne Gehring als Erste und Einzige den Kürzeren. Anschließend schoss Lisa Stoltmann den Kreisppokal-Rekordsieger zur Titelverteidigung. Für die Germania-Frauen war es der zehnte Sieg in der 21-jährigen Geschichte des Wettbewerbs.
"Das Ende ist echt bitter, ein Elfmeterschießen ist auch immer ein bisschen Glückssache. Ich bin echt stolz auf die Mannschaft, die heute super gekämpft hat. Genial, dass wir kurz vor der Pause in Führung gehen. Leider fällt das 2:2 viel zu schnell", kommentierte Stefan Schulze Schwarthoff die nervenaufreibende Partie.
"Ich bin mega-zufrieden", fiel von Hauenhorsts Trainer Christian Scheinig nach dem entscheidenden Elfmeter viel Anspannung ab. "Ich habe den Gegner natürlich nicht unterschätzt, wusste aber auch, was wir am Sonntag in der Meisterschaft gegen den FC Iserlohn geleistet haben. Wir waren am Dienstag beim Training und auch heute noch platt."
SG Horstmar/Leer: Nefigmann - Vieth (62. Bröcking), I. Kreimer, Blömer, Herdt - S. Thiemann, N. Thiemann, Terkuhlen, M. Kreimer - Markmann, Telgmann.
Germania Hauenhorst: Gehring - Lütke-Harmölle, Selle, Burkert - Barbosa Sampaio, Pliet (56. Wesselmann), Watta (82. Stoltmann), Kölking, Wacker - Scheinig (70. Borges), Schampera.
Tore: 0:1 Scheinig (35.), 1:1 Terkuhlen (41.), 2:1 Markmann (44.), 2:2 Barbosa (47.).
Elfmeterschießen: 1:0 M. Kreimer, 1:1 Kölking, 2:1 I. Kreimer, 2:2 Lütke-Harmölle, 3:2 Markmann, 3:3 Selle, 4:3 Telgmann, 4:4 Burkert, Gehring hält gegen Herdt, 4:5 Stoltmann.