Schwiegervaters Wort hatte Gewicht

 

Mit der Amtszeit eines Volker Finke (15 Jahre) oder Christian Streich als Trainer beim SC Freiburg (neun Jahre) können es nur wenige Übungsleiter im Amateurbereich aufnehmen. Christoph Klein-Reesink beim SV Burgsteinfurt vielleicht, der in sein fünftes Jahr geht oder Thomas Overesch bei Westfalia Leer, dem der ehemalige Sportliche Leiter Christoph Arning in Overeschs sechster Saison sogar einen lebenslangen Vertrag anbieten würde. Thomas Bunnefeld indes, im Februar 2011 als Trainernachfolger von Thomas Dauwe bei Westfalia Leer vorgestellt, hielt es nur vier Jahre am Leerbach. Die allerdings mit Erfolg.

"Eigentlich wollte ich ja sogar nur ein Jahr bleiben. Und nach drei Jahren war der Drops dann auch gelutscht. Ich habe den Verantwortlichen bei Westfalia gesagt: Wenn ihr einen guten Nachfolger findet, dann nehmt den", erinnert sich der 43-Jährige an seine Amtszeit beim SV Westfalia. Dass er nun doch eine weitere Saison in Leer blieb und ansonsten seine Frau Ricarda nicht hätte heiraten dürfen, ist allerdings nur ein Gerücht. "Ich war vorher schon verheiratet, aber es stimmt: Mein Schwiegervater hat mich nach Leer geholt", erinnert sich Bunnefeld. "Und hat mich nach drei Jahren auch bekniet, noch eine Saison zu bleiben. Ich glaube, die haben ihren Wunschtrainer nicht bekommen", vermutet Bunnefeld, dass er in seinem letzten Trainerjahr in Leer nur der Notnagel gewesen ist.

Dass der Spieler des ASC Schöppingen und Turo Darfeld kicken konnte, wusste Schwiegervater Josef Overkamp nur allzu gut. Bunnefeld: "Ich glaube, mein Schwiegervater hat mehr Spiele von mir gesehen als mein eigener Vater. Der hat sich zwar auch für Fußball interessiert, aber nur in der Bundesliga."

Overkamp hingegen war Westfalia-Anhänger durch und durch und so etwas wie eine graue Eminenz bei Westfalia Leer. "Das war ganz kurios, wie ich nach Leer gekommen bin. Es war in meiner letzten Saison beim ASC. Wir spielten auf Schlacke gegen Merfeld, und ich habe mich fürchterlich über das Spiel aufgeregt. Auf dem Parkplatz kam dann der Anruf von meinen Schwiegervater – und da habe ich dann einfach zugesagt", erzählt der Vater zweier Kinder.

Vorgefühlt hatte man vonseiten Westfalia schon vorher einmal, aber da hatte der Schöppinger schon Nein gesagt. "Mein Schwiegervater muss aber wohl gemerkt haben, dass es kein völlig entschiedenes Nein war", erklärt Schwiegersohn Bunnefeld.

Die Westfalia war schließlich seine erste Station als Spielertrainer. Eine Lizenz hatte er nicht, aber eine Menge Erfahrung als Bezirks- und Landesligaspieler. Vor allem aus seiner Zeit in Darfeld mit Thomas Fraundörfer als Spielertrainer muss er einiges mitgenommen haben. "Der hat auf dem Platz gemacht, was er wollte. Wir haben in unserer Aufstiegssaison viele Spiele mit 1:0 gewonnen. Ich spielte als defensiver Sechser unter Fraundörfer und musste hinter ihm aufräumen. Wenn der die Faxen dicke hatte, weil kein Tor fiel, dann hat er es eben selbst geschossen", erinnert sich Bunnefeld voller Bewunderung für seinen ehemaligen Coach.

Komplett die Finger vom Trainerjob – obwohl er nicht mehr wollte – konnte der Ur-Schöppinger aber doch nicht lassen. Neun Jahre hat er einen seiner Söhne trainiert, der jetzt in der C-Jugend kickt. Wie so oft nach dem Motto: `Wir haben keinen, mach Du das mal‘ hat Bunnefeld als Spielervater den Job übernommen und zum Teil auf eine Horde von 35 Kindern aufpassen müssen. "Ich hatte Glück, dass Lothar Everdings (ehemaliger Oberligaspieler des ASC Schöppingen, Anm.d.Red.) Sohn auch dabei war. Wir haben das meistens zusammen gemacht", hatte Bunnefeld erfahrene Unterstützung.

Ein neuerliches Engagement als Übungsleiter bei einem Club im Seniorenbereich schließt Thomas Bunnefeld kategorisch aus. Wahrscheinlich, weil er sonst Ärger daheim bekommen könnte: "Ich war als Spieler mit Training und Spiel ja schon oft weg, daher war meine Frau froh, dass ich damals aufgehört habe. Einen anderen Verein als Westfalia Leer hätte sie wahrscheinlich nicht akzeptiert. Aber weil das über ihren Vater lief, hat sie es hingenommen, zähneknirschend vermutlich", müssen keine Opfer mehr gebracht werden.